2. Fassung in D-Dur
Kantate zum 16. Sonntag nach Trinitatis, für Sopran, Alt, Tenor und Bass, Vokalensemble, Traversflöte, Oboe I+II, Taille, Violino concertato I+II, Streicher und Basso continuo
Mit den Themen Tod und Sterben sind die meisten Bach-Kantaten in irgendeiner Weise verknüpft. Selten jedoch gerät dies so abbildlich und berührend wie in seiner 1724 zum 16. Sonntag nach Trinitatis komponierten Choralkantate BWV 8. Ihr vom Ticken der Lebensuhr und vom Läuten der Sterbeglocken inspirierter Eingangschor changiert zwischen gespenstischem Memento mori und vertrauensvoller Geborgenheit. Die ausdrucksstarken Arien und Rezitative machen hingegen die Bewältigung der Todesangst zu einem Körper und Geist befreienden Erlebnis.
Reflexion
Anna Magdalena Elsner ist Assoziierte Professorin für Romanistik und Medical Humanities an der Universität St. Gallen. Elsner promovierte 2011 an der Universität Cambridge zu Proust, Freud und Derrida. Seitdem beschäftigt sich ihre Forschung mit Tod, Sterben und Trauer in der Literatur, Philosophie und im Film des 20. und 21. Jahrhunderts und reflektiert kritisch über die Rolle der Medizin am Lebensende. Sie leitet die Forschungsgruppe «Assisted Lab», die den Einfluss künstlerischer Dokumente auf Gesetzgebungsprozesse zur Sterbehilfe untersucht.