Wer auch nur ansatzweise so denkt, sollte unbedingt zum nächsten Konzert in Trogen kommen, denn er wird Lügen gestraft werden, vom Gegenteil überzeugt sein. Motetten sind eigenständige Wesen in Johann Sebastian Bachs Vokalwerk mit sehr spezifischen Charakteristika. Dazu gehört, dass die Textvorlage nicht von einem Librettisten stammt, sondern höchstwahrscheinlich von Bach persönlich. Er wählte ein ihm passend erscheinendes Kirchenlied, im vorliegenden Fall das von Johann Franck stammende Lied «Jesu, meine Freude» mit seinen sechs inhaltlich sehr unterschiedlichen Strophen, und setzte passend erscheinende Episteltexte dazwischen. Dadurch ergibt sich nebst der ohnehin gegebenen Lebendigkeit der Liedstrophen eine zweite Dimension, nicht zuletzt aufgrund der rhythmischen Abwechslung von Poesie und Bibelprosa. Dass Bach wie immer alle kompositorischen Register zieht, um daraus eine Intensivkur für Ängstliche und Zweifelnde zu machen, braucht an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt zu werden.
Konrad Paul Liessmann gehört dank seinen populäres Verstehen nicht scheuenden ORF-Sendungen zu den Bekannteren seines Faches Philosophie. Der an der Universität Wien Lehrende hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, die allesamt auf ein Näherbringen grundsätzlicher Erkenntnisse ausgerichtet sind. Liessmann ist ein hermeneutischer Philosoph: Er liebt nicht nur das Wissen, sondern auch die Menschen, ist ein Philanthropos – und als solcher in unseren Kreisen hochwillkommen!
Die CD Nr. 25 mit den Kantaten BWV 91 «Gelobet seist du, Jesu Christ», BWV 175 «Er rufet seinen Schafen mit Namen» und BWV 29 «Wir danken dir, Gott, wir danken dir» ist ab Ende Oktober in unseren Vertriebskanälen erhältlich.