Auftakt gelungen! So darf man mit Erleichterung und Genugtuung die Wiederaufnahme der Konzert- und Geschäftstätigkeit der J. S. Bach-Stiftung qualifizieren. Die Rückmeldungen nach dem Live-Stream waren überwältigend. Nun wissen wir, dass die Bedingungen in der Messehalle nicht lediglich einer Notlösung entsprechen. Vielmehr haben sich die Akustik, die Bühnenverhältnisse, die Arbeitsbedingungen und sogar die Stimmung (dank Bühnenbild!) als vielversprechend für den Rest des Kantatenjahrs 2021 erwiesen. Nach Massgabe des Pandemieverlaufs können wir nun nach und nach den Publikumsaufmarsch skalieren, wenn nötig noch mit, irgendwann dann hoffentlich ohne Masken und Minimalabstände. Dank gebührt allen Beteiligten, die eine solche Sonderanstrengung ermöglicht haben.
Nun aber zum nächsten Kantatenkonzert, das immer noch als «Geisterkonzert», das heisst ohne Publikum vor Ort, stattfinden muss. Wiederum stellen wir auf Anmeldung einen Live-Stream ins Netz, den man bis Sonntagabend dann auch noch nachschauen kann. Die Kantate BWV 3 «Ach Gott, wie manches Herzeleid» ist eher schwere Kost. Die biblische Ausgangslage ist bereits betrüblich, nämlich der Bericht über die unwirsche Abweisung von Maria, der Mutter Jesu, durch ihren Sohn bei der Hochzeit von Kana, als der Wein auszugehen droht. Das manchmal unverständlich lange Wartenmüssen auf den göttlichen Moment und das in der Zwischenzeit zu erduldende «Herzeleid» – wie aktuell ist doch dieser Sachverhalt eigentlich! Johann Sebastian Bach hat die Stimmungslage in eine musikalisch enorm reizvolle Choralkantate verpackt. Nur schon der Eingangschor mit ausladendem Orchestervorspiel und komplexer Führung der Chorstimmen ist ein besonderes Monument – nicht zuletzt wegen dem Cantus firmus in tiefer Basslage. Will Bach damit ausdrücken, dass trotz zu erduldendem «Herzeleid» stets eine gütige Hand uns trägt? Wir werden sehen, wie unser musikalischer Leiter Rudolf Lutz dies interpretiert.
Welche Bedeutung hat «Herzeleid» im digitalen Zeitalter, welcher Stellenwert gegebenenfalls eine gütige tragende Hand? Christoph Quarch, Philosoph und erfolgreicher Autor einschlägiger Literatur, sollte Antworten darauf geben können. Als Organisator mehrerer Deutscher Evangelischer Kirchentage kennt er die spirituellen Bedürfnisse unserer Zeit wie kein Zweiter, als Gründer der «Neuen Platonischen Akademie» weist er auf den zweiten Wurzelstamm unserer jüdisch-hellenischen Herkunft. Seien wir gespannt auf seine Reflexion.
Während wir diese Zeilen schreiben, erfahren wir, dass die neuste Publikation der CD-Kantatenreihe (Nr. 34) frisch aus dem Presswerk in unser Lager verschickt wird. Darin befinden sich drei in mancherlei Hinsicht ähnlich komplexe Kantatenstücke – BWV 46 «Schauet und sehet, ob irgendein Schmerz sei», BWV 87 «Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen» und BWV 92 «Ich habe in Gottes Herz und Sinn». Wir freuen uns auf rege Bestellungen. Bitte beachten Sie zudem unser Spezialangebot für die anstehende Passionszeit im Flyer.