Der Schein des Kantatentitels trügt: Es ist kein pompöser Einzug eines mächtigen Herzogs, den die Kantate BWV 123 «Liebster Immanuel, Herzog der Frommen» als Bild evozieren will.

«Nun komm, der Heiden Heiland» stand schon einmal auf dem Programm der J. S. Bach-Stiftung in St. Gallen, nämlich vor zwölf Jahren in Trogen.

Für einmal muss die Mitteilung zu den Kantatenkonzerten im November sehr persönlich ausfallen. Denn die beiden Werke BWV 199 «Mein Herze schwimmt im Blut» und BWV 106 «Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit» (Actus tragicus) haben beim unterzeichnenden Stiftungspräsidenten und bei allen Mitbetroffenen tiefe Narben hinterlassen, bevor sie nun in unserer Reihe überhaupt zur Aufführung gelangen können.

«This is the captain speaking from the bridge», lautete die tägliche Ansage mittags um 12 Uhr auf der «Queen Mary 2» auf der Überfahrt von Southampton nach New York. Und mit einer nicht immer einfachen Schifffahrt wird in manch einer Kantate Bachs unser Leben verglichen, z.B. in der Kreuzstabskantate BWV 56 im zweiten Satz mit dem rollenden Cellosolo, wo es heisst: «Mein Wandel auf der Welt ist einer Schifffahrt gleich.»

Hatte Johann Sebastian Bach Humor? Im Umgang mit Engeln ganz gewiss.

Der grosse Reiz der kleinen Gloria-Messen von Johann Sebastian Bach liegt wohl darin, dass man an ihnen den reifen und erfahrenen Musiker im Umgang mit dem eleganten Kompositionsstil seiner Zeit ­– den 1730er Jahren – miterleben kann.

Die J. S. Bach-Stiftung lädt zum Konzert am 18. August 2023 in der evangelischen Kirche Speicher ein. «Wo Gott der Herr nicht bei uns hält» lautet der Titel der aufgeführten Kantate, in der es sich um Glauben und Vernunft dreht – inhaltlich wie geschaffen für den bekannten Schriftsteller Thomas Hürlimann, der an diesem Abend die Reflexion übernimmt.

«Diese Kantate hatten wir doch schon!», hören wir den regelmässigen Konzertbesucher einwenden, wenn ihm der Einladungsbrief für «Wer mich liebet, der wird mein Wort halten» vorliegt.

«Diese Kantate hatten wir doch schon!», hören wir den regelmässigen Konzertbesucher einwenden, wenn ihm der Einladungsbrief für «Wer mich liebet, der wird mein Wort halten» vorliegt.

Nicht gerade als Gegenstück zum bekannten «Actus tragicus» bzw. zur Kantate BWV 106 «Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit», aber immerhin als kleine, muntere Schwester jener frühen Kernkomposition von Johann Sebastian Bach könnte man BWV 196 «Der Herr denket an uns» bezeichnen.

Mit der Bezeichnung «Sparkantate» würde man BWV 153 «Schau, lieber Gott, wie meine Feind» gewiss nicht gerecht. Denn Bach geizt keinesfalls mit kompositorischen Einfällen und geradezu dramatischen Wechseln zwischen den Affekten; auch die Gesangssolisten sind alles andere als arbeitslos

Ab und zu spielt der Zufall so, als wäre alles wohlbedacht und absichtsvoll genau so geplant gewesen. Das war diesmal gewiss nicht der Fall, aber umso reizvoller ist die Gegenüberstellung der Novemberkantate («Nimm von uns, Herr, du treuer Gott» BWV 101) mit jener vom kommenden 16. Dezember 2022.