Zu den sprachlichen Ausdruckmöglichkeiten gehört die Zusammensetzung eines Frage- mit einem Ausrufezeichen. «?!» Die Kombination signalisiert ein gewisses Mass an Nachdruck, aber auch Hilflosigkeit, vielleicht sogar Hoffnungslosigkeit. In diesem Bereich bewegt sich ein Teil der Kantate BWV 101 «Nimm von uns Herr, du treuer Gott» – was denn? Die «schwere Straf und grosse Not». Der zugrundeliegende Choral für die Kantate wurde zur Zeit der todbringenden Pestzüge in Europa gedichtet. Bach hat ihn in grosser Authentizität und wohl auch sehr unter dem Eindruck persönlicher Katastrophen in seinem familiären Umfeld zu einer breit angelegten, sehr eindringlichen Klagemusik verarbeitet. Sie passt zur Jahreszeit und zur Weltlage. «Warum lässt Gott dies zu?!» Die Bilder aus Butscha, Mariupol oder Charkiw setzen mehr als ein verstärktes Fragezeichen hinter die Stossgebete aus unserer heutigen Zeit.
Musik ist die Fortsetzung der Sprache mit anderen Mitteln. Sprache trotz allem wird unser Reflexionist Prof. Dr. Rolf Stürner suchen und finden müssen, wenn er uns seine ganz persönliche Sicht auf den Kantatentext vortragen wird. Nun, er kennt als angesehener Spezialist der internationalen Rechtsvergleichung und -harmonisierung die Grenzen der sprachlichen Ausdrucksmöglichkeit. Internationale Verständigung ist eine Kulturleistung, die keine Ausrufezeichen erlaubt… Wir erhoffen uns eine künftige Zeit, in der Verständigung und Harmonie wieder zu einem realen Ziel der Menschen auf diesem Planeten werden.
Kürzlich erschienen ist das Jahresprogramm 2023. Scrollen Sie durch die Seiten, freuen Sie sich auf den reichhaltigen Kantatenjahrgang und auch die vielen zusätzlichen Veranstaltungen in näherer Umgebung, in andern Schweizer Städten sowie im Ausland. Hervorheben möchten wir an dieser Stelle die Tournée mit Nuria Rial im Monat Februar, die Neuauflage der Johannespassion im Frühjahr sowie das neue Format «Zu Gast bei Rudolf Lutz», das die bisherigen Matinéen «Après Bach» ersetzt. Zur Teilnahme an diesen letzteren erhalten unsere Gönner wiederum Gutscheine. Damit sei auch gleich der höflich-dringliche Aufruf verbunden zur Solidaritätsbekundung mit unserer kulturellen Arbeit, indem Sie sich zu einer Ihnen zusagenden Unterstützungsform entscheiden (Jahresprogramm S. 41). Ausrufezeichen erlaubt?!
Doch es gibt auch noch auf Naheliegenderes hinzuweisen, so auch die zwei letzten Folgen der erwähnten «Après Bach»-Matinéen. Unser scheidender (und als Produzent von «Bach Factories» uns dennoch verbunden bleibender) Geschäftsführer stellt sich noch einmal als Künstler und Pianist dem Publikum. Er wird zusammen mit dem hervorragenden Tenor Daniel Johannsen am Samstag, 19. November um 10:30 Uhr (Kaffee & Gipfeli um 09:30 Uhr) im Festsaal der Ortsbürgergemeinde den «Schwanengesang» von Franz Schubert, dargeboten mit einigen Ergänzungen an des Komponisten 194. Todestag, aufführen.
Einen knappen Monat später, nämlich am Samstag, 17. Dezember 2023, führen wir wieder unser traditionelles Weihnachtssingen mit dem Vokalquartett der J. S. Bach-Stiftung unter der Leitung von Philipp Rayot und mit Rudolf Lutz an der Orgel durch. Ort: Kirche St. Mangen, St. Gallen, Zeit: 10.30 Uhr.
Beide Veranstaltungen verstehen sich inklusive einem gemeinsamen Kaffee mit Gipfeli ab 09:30 Uhr in freundschaftlicher Runde. Bitte richten Sie Ihre Bestellungen an unser Sekretariat oder buchen Sie online (der Webshop ist auf unserer Webseite unter «Konzert & Tickets» auf dem jeweiligen Konzerteintrag aufrufbar).