Dies, obschon man kaum mehr einen echten Hirten je zu Gesicht bekommt und obschon die Reduktion des Menschen auf das Schaf ja durchaus demütigend und unterwürfig verstanden werden kann und dem zeitgeistigen Menschenmodell des Allesbeherrschers diametral entgegensteht.

Aber es gibt eben Texte, denen etwas Überirdisches, etwas Transzendentes, etwas «Heiliges» anhaftet. Psalm 23 gehört gewiss dazu; ebenso viele der überaus zahlreichen Vertonungen, die zu den beliebtesten und in Wunschkonzerten am häufigsten gespielten Stücken überhaupt gehören. Von Johann Sebastian Bach liegen uns drei Hirte-Kantaten vor. BWV 112, die am 21. Februar 2025 in Trogen zur Aufführung gelangt, hält sich eng an den gleichnamigen Choral, eine Psalmnachdichtung und -vertonung aus der Reformationszeit. Interessant ist unseres Erachtens der Einsatz virtuoser Hornstimmen (Jagd?) in eher pastoralem Zusammenhang. Unser Musikologe Rudolf Lutz und unser Theologe Niklaus Peter werden uns dazu im Einführungsworkshop Erklärungen liefern müssen.

Politik, Wirtschaft, Kultur – Moral, Ethik und Glaube: Unsere Reflexionistin Béatrice Acklin Zimmermann spielt unserer immer säkularer werdenden westlichen Gesellschaft Brückenbauerin und versucht mit ihrem Think-Tank Liberethica die nach Allesbeherrschung Strebenden zu lenken. Nicht gerade mit Stecken und Stab, wie es in Psalm 23 heisst, sondern mit Worten in Zeitungsartikeln, Vorträgen und Seminaren oder nun auch bei uns in Trogen.