Ja, man kann sich dieser etwas flapsigen Assoziation kaum entziehen. Denn die unanfechtbare Gewissheit des Siegs und der Freude, von denen die Rede ist, kollidiert dermassen mit der Realität, dass sofortiger innerer Widerstand unausweichlich ist. Es ist zwar schon so: Wir haben den Teufel und mit ihm auch den siegreichen Erzengel Michael aus unserem aufgeklärten Denken verbannt. Aber das «Böse» ist nicht aus der Welt gewichen. Im Gegenteil, wie es scheint.

Die Kantate BWV 149 «Man singet mit Freuden vom Sieg», von Bach 1728 zum Michaelisfest komponiert, darf aber auch jenseits von jeglicher Problematisierung als vorweggenommene Tochter aus Elysium und als aspektreiches Lichtspiel von Götterfunken wahrgenommen werden. Es gibt gute Gründe, Feste nicht zu hinterfragen, sondern sie zu feiern, wenn sie sich ergeben, Umstände hin oder her. BWV 149 ist ein Fest. Ein musikalisches!

Doch zurück zur wenig festlich stimmenden Realität. Der Historiker Caspar Hirschi, Professor für Allgemeine Geschichte an der Universität St. Gallen, befasst sich als Politikberater mit dem Expertenwesen. Die jüngste Vergangenheit produzierte diesbezüglich ja einiges an Empirie. Experten sind möglicherweise moderne Erzengel, gerufen, um das Böse zu bannen, zu verjagen, zu besiegen. Schauen wir doch, was der Geschichtsprofessor mit dem Kantatentext anfangen kann. Caspar Hirschi ist unser nächster Reflexionist.

Am Tag danach, am Samstag, 14. September heisst es wieder «Zu Gast bei Rudolf Lutz» in der Ortsbürgergemeinde St. Gallen. An diesem Morgen stellt sich Tenor Georg Poplutz den Fragen Rudolf Lutz’. In jedem Fall wird geplaudert, musiziert und improvisiert.

Und frisch nach den Appenzeller Bachtagen erwartet uns schon das nächste Grossprojekt: Wir sind auf «Tournee mit Brahms und Bach». Vom 1. bis 5. November 2024 begeben sich Chor und Orchester der J. S. Bach-Stiftung auf neues Terrain: Sie führen zum ersten Mal ein Werk des grossen Romantikers Brahms auf. Mit der reizvollen Programmkombination von Bachs Kantate BWV 27 «Wer weiß, wie nahe mir mein Ende» und Brahms «Ein deutsches Requiem» wird eine Brücke zwischen den zwei Grossmeistern geschlagen und das romantische Potenzial Bachs erprobt. Gleichzeitig kommen Konzertgäste in den Genuss einer Aufführung des Requiems auf historischen Instrumenten – eine Erfahrung, die in der heutigen Brahmspflege eine Sonderheit darstellt.

Eine kostenlose Konzerteinführung findet jeweils 75 Minuten vor Konzertbeginn mit Rudolf Lutz und weiteren Gästen wie Dr. Jean-Daniel Strub (ethix – Lab for innovation ethics zum Thema Tod und Digitales), Dr. Anselm Hartinger (Stadtgeschichtliches Museum Leipzig zum Thema Erinnerungskultur), Dr. Barbara Bleisch (Philosophin, Moderatorin und Autorin zum Thema Vergänglichkeit), Dr. Christina Röcke (Healthy Longevity Center (HLC), Center for Gerontology (ZfG) zum Thema Langlebigkeit) und zu guter Letzt Prof. Dr. Gian Domenico Borasio, Professor für Palliativmedizin, der über das Sterben sprechen wird. Ein Tourneeprojekt für Geist und Sinne und höchsten musikalischen Genuss. Tickets erhalten Sie über unseren Ticketshop sowie Geschäftsstelle.

Wir wünschen schöne Konzerterlebnisse und freuen uns, Sie bald wieder persönlich an unseren Konzerten begrüssen zu dürfen.