In der Tat: Es handelt sich um eine Früh-version des ersten Satzes aus dem Brandenburgischen Konzert Nr. 1, jenes mit den wunderbaren Naturhörnern, die man seit den Aufnahmen von Nicolaus Harnoncourt auch durchaus als solche hören darf. War es aus Zeitmangel oder hatte es einen versteckten Grund, dass Bach diese Musik zu diesem Kantatentext wählte? Darüber und über noch viel mehr wird unser nächster Konzertabend in Trogen hoffentlich Aufschluss geben. Und wie auch immer – man darf sich bei dieser Kantate für Sopran solo auch auf ein kleines Bläserfestival freuen, wirken neben den beiden Hörnern und dem Fagott doch auch noch drei virtuos besetzte Oboen mit.
Seine jüdische Herkunft nebst der Beschäftigung mit der Sprache zum Lebensthema gemacht hat unser nächster Reflexionsreferent Michael Guggenheimer, den die St. Galler gewiss noch von seiner Zeit als Journalist beim „Tagblatt“ in Erinnerung haben. Die Kantate „Falsche Welt, dir trau ich nicht“ ist insofern wie doppelt auf ihn zugeschnitten, als die Aussage einerseits unzweifelhaft für die tragische Geschichte des jüdischen Volks zutrifft und als andrerseits der Kantatentext einer der wenigen ist, der „nur“ auf Gott und nicht auch zudem auf Christus Bezug nimmt. Wir haben es sozusagen mit einer jüdischen Kantate zu tun. Was bei Michael Guggenheimer gewiss nicht zu erwarten ist: ein „déjà entendu“.