Er war zudem dem Gedenken an den Evangelisten Johannes gewidmet. Deshalb steht auch ein Dictum aus dem 1. Johannesbrief am Anfang der Kantate BWV 64 «Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget» («…dass wir Kinder Gottes heissen»). Bach vertont diese Bibelstelle in strenger Chorfugenform und verstärkt die Wirkung mit kraftvollen, archaisch klingenden Bläsern – drei Posaunen und einem Zink. Solchermassen wachgerüttelt konnte sich die Thomasgemeinde dann aber auf eine volksnahe Musik einstellen: Innerhalb der nicht überlangen Kantate erklingen drei wohlbekannte Choräle und nebst zwei aussagestarken Rezitativen zwei wunderbar galante Arien. Das alles relativiert die etwas penetrante Daseinsschelte des Librettos auf unaufdringlich-unüberhörbare Weise. Bach, der Menschenfreund.

Frau Susanne Burri, just als ausserordentliche Professorin für angewandte und normative Ethik an die Universität Zürich berufen, widmet ihr Schaffen nicht so sehr der Daseinsschelte, sondern vielmehr der Frage, wie das Dasein trotz offenkundiger menschlicher Defekte erträglich gestaltet werden könnte. Was sind die Voraussetzungen für einen «gerechten Krieg», wie soll man unter Ungewissheit moralisch vertretbare Entscheidungen finden, welche Grenzen müssen auch der Vergangenheitsbewältigung gesetzt werden? Das christliche Gebot der Feindesliebe und der vorbehaltlosen Vergebung erweist sich in der realen Welt als wenig praktikabel, weil es die Bereitschaft zur Selbstaufgabe oder gar -vernichtung (am Kreuz…) voraussetzt.

Das Konzert vom Freitag, 13. Dezember 2024 in Trogen, kann zu einer Sternstunde höchster musikalischer und humanistischer Intensität werden. Etwas Entspannung erfahren Sie gegebenenfalls am lendemain des Samstagmorgens, 14. Dezember 2024 um 10.30 Uhr zu St. Mangen/St. Gallen, in unserer Matinée «Zu Gast bei Rudolf Lutz». Unsere Starsopranistin Nùria Rial wird mit uns Weihnachtslieder singen, begleitet von Rudolf Lutz. Eine schönere, versöhnlichere Einstimmung aufs Weihnachtsfest ist kaum denkbar. Kommen Sie in Scharen!

Schliesslich warten wir zum Jahresende auch noch mit der CD Nr. 48 auf. Drei Kantaten sind darauf zu finden, nämlich die BWV 117 «Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut», BWV 106 «Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit» und BWV 154 «Mein liebster Jesus ist verloren». Sicher auch eine schöne Geschenkidee an Weihnachten.

Wir werden immer wieder zum Kartenvorverkauf für unser Weihnachtsoratorium am Samstag, 21. Dezember im KKL in Luzern, gefragt. Tickets sind ausschliesslich über den Veranstalter swiss classics erhältlich. Alle Informationen finden Sie auf unserer Website. Vom Veranstalter wissen wir, dass es noch verfügbare Tickets gibt, sich der Vorverkauf aber grosser Beliebtheit erfreut und es sich unbedingt empfiehlt, sich bald Tickets zu besorgen, bevor es zu spät sein könnte. Wir freuen uns, mit Rudolf Lutz, unserem Chor und Orchester sowie den beliebten Solistinnen Núria Rial (Sopran) und Claude Eichenberger (Alt) sowie Solisten Georg Poplutz (Tenor) und Matthias Helm (Bass) in Luzern auftreten zu dürfen.

Wir wünschen allen eine schöne Adventszeit mit Licht, Musik und Besinnlichkeit und freuen uns, Sie bald wieder persönlich an unseren Konzerten begrüssen zu dürfen.