Bereits mehr als 200 Mal sass ich also an meinem Keyboard, studierte Stimme für Stimme, schaute mir die Zusammenklänge der zahlreichen Orchesterstimmen- Duette an: zum Beispiel 2. Violine mit Basso continuo, 1. Oboe mit Viola etc.; in einem viel- stimmigen Satz gibt es auch allerhand Terzette wie zum Beispiel 1. Violine, 2. Violine, Viola, aber auch 2. Violine, Viola, Basso continuo; die Kombinationen werden stets zahlreicher! Dann folgen die Quartette ...

Es ist ein beinahe endloses Studieren und innerliches Aufnehmen der Partiturlinien, aber auch der deklamatorischen Gestaltung, des Affektes (des Grundcharakters), der motivischen Entwicklung, der harmonischen Gestaltung, des Bezugs zu höfischen Tanzformen. Weiter gilt es, das Libretto mit seinen anspruchsvollen und ab und zu auch rätselhaften Formulierungen zu erfassen, samt der nachfolgenden Bemühung um deren theologische Bedeutung, nachzulesen in mannigfachen Kommentaren. Mit den Wochen, Tagen und Stunden intensiver Auseinandersetzung, die auch den Charakter einer Meditation, eines Exerzitiums haben, beginnt die Kantate langsam in mir zu klingen. Das ist dann das Zeichen, dass ich bereit bin, mich der Probenarbeit mit meinen wunderbaren Musikerinnen und Musikern, Sängerinnen und Sängern – solo und im Vokalensemble – zu widmen.

Die Möglichkeit dieser intensiven Auseinandersetzung mit der Partitur setzt voraus, dass eine enorme Anzahl verschiedenster Dienstleistungen durch die zahlreichen Mitarbeitenden der Stiftung erkannt und verantwortungsbewusst erbracht werden.

Da möchte ich besonders unsere Geschäftsführerin Anka Topp mit ihrem tollen Team anführen, die mit nie nachlassender Energie die Geschicke der J. S. Bach- Stiftung führt.

Überzeugen Sie sich selbst, blättern Sie in den nachfolgenden Seiten und staunen Sie, was alles zu betreuen ist. Ich bewundere diese «Rolex Bachiniensis» und bin zutiefst zufrieden, mich dank ihr meinem Kerngeschäft widmen zu können. Stöbern Sie in der wunderschön gestalteten Broschüre und streichen Sie gerne an, an welcher der vielen Kantaten und weiteren Veranstaltungen Sie uns die Ehre geben wollen.

Wir freuen uns sehr, dass Sie da sind, auch im neunzehnten Jahr unseres grossen Bach-Projektes, und danken Ihnen von Herzen für Ihr grosses Interesse. Ad multos annos, das heisst konkret: Trogen noch bis Mitte 2028. So langsam biegen wir auf die Zielgerade ein …

Rudolf Lutz Musikalischer Leiter der J. S. Bach-Stiftung