Ein fester Bestandteil jedes Konzertabends der J. S. Bach-Stiftung ist die Reflexion über die Kantate aus der Sicht zeitgenössischer Persönlichkeiten.
Am nahenden Kantatenabend ist der renommierte Philosoph, Bestsellerautor und Tractatus-Preisträger 2024 Philipp Hübl zu Gast. Er springt für Armin Nassehi ein, der aus persönlichen Gründen kurzfristig absagen musste. Hübl ist Autor des Bestsellers Folge dem weißen Kaninchen sowie der Bücher Der Untergrund des Denkens, Bullshit-Resistenz, Die aufgeregte Gesellschaft und Moralspektakel. Er lehrte Philosophie unter anderem an der RWTH Aachen und der Humboldt-Universität zu Berlin. Wie er die Themen des Werks einordnet und welche Wirkung die Bachkantate auf ihn entfaltet, erfahren die Zuhörerinnen und Zuhörer zwischen den beiden Aufführungen.
Und zwecks Erinnerung hier nochmals zur kommenden Kantate, ihrer Entstehung und ihrem Inhalt: Es ist nicht das erste Mal, dass wir derselben Kantate in anderem Gewand begegnen. Werke, die der Thomaskantor offenbar besonders schätzte und bei passender Gelegenheit aus seinem Notenschrank zog – aber nicht, um sie einfach nochmals aufzuführen, sondern für eine sich bietende Gelegenheit umzubauen. So auch die Kantate «Lobe den Herrn, meine Seele» aus dem Jahr 1723 mit der etwas verwirrlichen BWV-Nummerierung 69a, die Johann Sebastian Bach für den Ratswechsel 1748 teilweise neu einrichtete. Was heraussticht, sind die inhaltlich gehaltvollen Rezitative, voraufklärerische, vordemokratische, vorrevolutionäre Leitsätze zum Thema des guten Regierens (und insofern durchaus von aktueller Bedeutung) sowie Bachs Rückgriff auf einen Lutherchoral am Schluss der Kantate, kompositorisch überaus reizvoll bestückt mit schmetternden Trompetenfanfaren.
Wir freuen uns, dass wir Sie, verehrtes Publikum mal wieder in St. Gallen begrüssen dürfen. Passend zum Thema Ratswechsel, ehrenvoll für unsere Stiftung, dass wir gleichzeitig zu Gast sind an den St. Galler Festspielen. Bitte beachten Sie die um eine halbe Stunde vorverlegten Anfangszeiten der Anlässe Workshop und Konzert. Und auch auf die beliebte Calov-Runde muss am kommenden Kantatenfreitag nicht verzichtet werden. Die Calov-Bibel liegt zur Ansicht in der Südlaterale der Kirche St. Laurenzen auf und wie gewohnt wird der Stiftungsratspräsident die Gruppe an Interessierten zum Austausch und Diskussion begrüssen. Beginn ist 15.30 Uhr. Es ist keine Anmeldung notwendig und das Angebot ist gratis.